Die Wiederentdeckung der Hausgänse

 


Zur Weihnachtszeit haben Gänse Hochsaison. Doch sie sind für Siedlerinnen und Siedler in vielerlei Hinsicht weit mehr. Wie eine artgerechte Haltung der geflügelten Nutztiere gelingt, erklärt Experte Erich Koller.

Als Pflanzenfresser und Weidetiere halten sie den Rasen kurz, mit ihrer absoluten Aufmerksamkeit ersetzen sie Alarmanlagen und den Wachhund. Die Ei-Größe garantiert (nicht nur zu Ostern) besondere Aufmerksamkeit, und viele Genussmenschen möchten Weihnachten oder die Martini-Feier nicht ohne Gänsebraten verbringen. Wenn jetzt noch die Federverwertung mit Schwingenbesen, Schreibkielen und Daunenfüllungen dazukommt, haben wir ein echtes Nutztier aus der Vergangenheit wiederentdeckt.

Wie bei jeder Tierhaltung sind für die Haltung verschiedene Voraussetzungen zu prüfen. Dabei sollte man zuerst die gesetzlichen Haltegenehmigungen und die Nachbarschaftszustimmung erkunden. Dann braucht man eine saftige Rasenweide mit einem Badeangebot, bei RaubzeugGefahr (z.B. Fuchs, wildernde Hunde) einen Stall oder ein Schutzhaus mit dem Zusatznutzen als Brutstätte. Und auf den Zeitaufwand inkl. Urlaubsvertretung darf nicht vergessen werden! Gänse benötigen eine tägliche Betreuung.

Gut geplante Gänsehaltung

Wenn Ihnen die Haltung erlaubt wurde und Sie Ihre Nachbarn von der „unbestechlichen und energieunabhängigen Einbruchsicherung“ durch lautes Geschnatter überzeugt haben, prüfen Sie die Unterbringung. Ich empfehle für ein Paar Gänse mindestens 2 m². Wenn Gössel (Gänseküken) dazukommen sollen, wird mehr Platz benötigt.

Was die Weide und Grasfläche betrifft, ist nach oben keine Grenze gesetzt. Im Normalfall bleiben die Tiere immer in der Nähe der Wasserstelle und unternehmen Weidegänge. Zur Erntezeit verwerten die Gänse auch das Fallobst.

Für jedes Wassergeflügel spielt Wasser die Hauptrolle. Ob zum Trinken, zur Gefiederpflege oder für den Paarungsakt: Ohne Wasser geht es nicht. Mehrere aufgestellte große Eimer (im Sommer im Schatten) und zumindest eine Duschtasse erfüllen diese Anforderung.

Mit einer kleinen Gabe handelsüblichen Gänsefutters oder einer einfachen Körnermischung (optimal ist es, wenn diese gequetscht ist) finden die Tiere ihr Auslangen. Im Winter, wenn es wenig Grünfutter gibt, werden lagerfähige Feldfrüchte wie Karotten, Rüben, Erdäpfel (gekocht) und Kohl sowie Obst zugefüttert. Einige Gänse nehmen auch Wiesenheu an.

Rassen, Eier und Nachwuchs

Gänse können weit über 10 Jahre alt werden. Besondere Emotionen erwachen, wenn im Frühjahr gebrütet wird und nach rund vier Wochen die gesamte Gänsefamilie unterwegs ist. In dieser Zeit sind die Tiere besonders wachsam und möchten Abstand. Da die Legeleistung, je nach Rasse, zwischen 10 bis 50 Eier betragen kann, empfehle ich, das erste Ei zu markieren. Die Praxis hat gezeigt, das es zu 80 % unbefruchtet ist. Die nachkommenden Eier kann man dann aus dem Nest nehmen. Sie werden kühl und liegend gelagert. Wenn die Gans zu brüten beginnt, legt man 5 bis 9 Eier wieder ins Nest zurück. Das markierte Erst-Ei kommt jetzt heraus und das „Brutgeschäft“ beginnt.

Zur Wahl der Rassen empfehle ich dringend, mit einer kundigen Person oder besser mit einem Kleintierzuchtverein Kontakt aufzunehmen. Die Erfahrungen und das Know-how ersparen Enttäuschungen.

 

Erich Koller, RÖK Präsident des Wiener Kleintierzüchterverbandes