Kaum zeigt das Thermometer über 20 °C, zieht der Duft von gegrilltem Fleisch, Gemüse, Käse und anderen Köstlichkeiten durch die Gärten. So gut das riecht und schmeckt – das Hantieren mit den brenn(!)heißen Geräten und dem Feuer selbst birgt auch die Gefahr von Verletzungen. Jedes Jahr kommt es laut Kuratorium für Verkehrssicherheit zu rund 700 Grill-Unfällen, und zwar nicht nur, wie man vielleicht glauben mag, zu Verbrennungen, sondern auch zu Schnittwunden und Knochenbrüchen! Dr. Wolfgang Schreiber, Chefarzt beim Österreichischen Roten Kreuz, erklärt die wichtigsten Erstmaßnahmen im Fall von Verletzungen.
Grillunfälle
Fast die Hälfte aller Verletzungen beim Grillen sind Verbrennungen. Dann heißt es so schnell wie möglich: Wasser, marsch! Ein Kübel mit Wasser in Griffnähe leistet hier ausgezeichnete erste Hilfe – übrigens nicht nur bei Brandwunden, sondern auch für den Fall, dass das Feuer außer Kontrolle gerät (Feuerlöscher und eine Löschdecke seien hier nur nebenbei erwähnt). „Kühlen Sie die betroffene Stelle für zehn Minuten mit Wasser; das lindert die Schmerzen“, empfiehlt Dr. Schreiber für leichte Brandverletzungen. Das Wasser sollte allerdings nicht zu kalt, sondern besser handwarm sein. Wird der verletzten Person kalt, muss damit sofort gestoppt werden.„Wenn vorhanden, decken Sie die Verbrennung mit einer sterilen Wundauflage ab“, führt der Arzt weiter aus. Die Fixierung erfolgt am besten mit Mullbinden, die in jeder Autoapotheke zu finden sind. Bei schweren und großflächigen Verbrennungen sollte man die Rettung rufen und bis zu deren Eintreffen die Beine der bzw. des Verletzten hochlagern. Zur Versorgung von schweren Schnittwunden durch scharfe Messer reicht oft ein Pflaster nicht aus. Tiefe Wunden müssen so schnell wie möglich von einem Arzt genäht und starke Blutungen mit einem Druckverband gestoppt werden – wenn ein solcher nicht verfügbar ist, hilft manueller Druck, also das feste Pressen mit Fingern, Handballen oder Faust auf die Schnittwunde. Auch in diesem Fall ist der verletzte Körperteil hochzulagern. Die Betroffenen sollten sitzen oder liegen, bis professionelle Hilfe verfügbar ist.
Stolperfallen
Beim Grillen stehen und liegen manchmal Dinge auf dem Boden herum, die man leicht übersieht. Der halbleere Sack Holzkohle, die Kühltasche mit dem Grillgut oder die Bierkiste werden dann zu Stolperfallen mit teils schlimmen Folgen. Starke Schmerzen, Bewegungsunfähigkeit oder eine Fehlstellung können Hinweise auf einen Bruch oder eine Verrenkung sein. Dr. Schreiber warnt: „Versuchen Sie auf keinen Fall, Gliedmaßen selbst einzurenken!“ Vielmehr ist es wichtig, die betroffene Stelle ruhigzustellen, bei den Armen mit einem Dreieckstuch, an den Beinen mit einer zusammengerollten Decke. Am sichersten ist es natürlich immer, bei allen Handgriffen und Schritten voll konzentriert und aufmerksam zu sein. Nur wenig hilft Achtsamkeit aber gegen Insekten und Kleintiere, deren Stiche und Bisse uns Menschen gefährlich werden können.
Insektenstiche
Im Normalfall sind Insektenstiche zwar schmerzhaft, aber kein Problem. „Oft rötet sich die Haut, oder die Stichstelle schwillt an. Wenn Sie einen Stachel sehen, ziehen Sie ihn vorsichtig mit einer Pinzette heraus“, rät Dr. Schreiber. Danach lassen kalte Umschläge eine Schwellung rascher abklingen. Gefährlicher ist es, wenn der Stich am oder sogar im Mund erfolgte, denn das kann zu Atemproblemen führen. Das Lutschen von Eis kann in einem solchen Fall verhindern, dass die Atemwege zuschwellen. „Setzen Sie die Person dabei aufrecht hin und wirken Sie beruhigend auf sie ein“, lautet die ärztliche Anweisung.
Zecken- und Schlangenbisse
Konsequent muss man auch handeln, wenn eine Zecke zugebissen hat. Schließlich können diese Tierchen Hirnhautentzündung (FSME) und Borreliose übertragen. Mit einer Pinzette gelingt die Entfernung am besten; wichtig ist laut Dr. Schreiber, dass der Kopf und die Beißwerkzeuge mit herausgezogen werden. Ein roter Kreis rund um den Biss kann ein Hinweis auf Borreliose sein; dann sind Antibiotika angesagt. Ein Biss mit Folgen kann auch durch Giftschlangen erfolgen: Die in Österreich heimischen Kreuzottern und Sandvipern können Vergiftungen auslösen, die allerdings üblicherweise nicht lebensbedrohlich sind. Eine Schwellung kann durch Kühlung gestoppt werden, vermeiden sollte man das Aussaugen und Abbinden der Wunde.